25 Jahre Schule für Podologie: „Wir hatten 1998 einen Starterbonus!“

Christina Schäfer-Thaler war schon als Lehrkraft vor über 25 Jahren mit dabei, als die neu gegründete Schule für Podologie in Neuenbürg sich auf ihren ersten Ausbildungskurs vorbereitete. Sie ist der Schule treu geblieben und mit ihr gewachsen. Heute trägt sie die Verantwortung als Schulleiterin und blickt im Gespräch zurück auf die Anfangszeit.

Sie waren von Anfang an mit im Boot. Welche Herausforderungen mussten bewältigt werden? Woran erinnern Sie sich?

Noch bevor der erste Kurs überhaupt begann, bekam ich die Aufgabe, die zehn neuen Praxisräume mit Leben zu füllen und auszustatten. Es war ja noch nichts vorhanden. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich den Hygieneraum maßstabsgetreu aufgezeichnet habe. Das war für mich damals eine große Verantwortung. Außerdem mussten wir, bevor es losgehen konnte, Patient:innen für die schuleigene Podologiepraxis anwerben. Dazu haben wir Gutscheine für eine Behandlung in die Briefkästen in der Umgebung eingeworfen. Der Preis für eine Fußpflege lag damals bei fünf D-Mark! 

Unvergessen bleibt auch an den Tag, an dem das Regierungspräsidium zu uns an die Schule kam, um die Räumlichkeiten abzunehmen. Die Behörden waren damals schon streng und die Zulassung war ein sehr wichtiger Schritt für uns. Entsprechend groß war die Aufregung.

Und als es losging?

Im April 1998 starteten wir unseren ersten Kurs mit acht Schülerinnen. Wir haben zunächst im großen Hörsaal unterrichtet, der eigentlich für 100 Leute ausgelegt ist, und zu dieser Zeit ein Aushängeschild der Schule war. Dort stand ein großes Podest, von dem aus wir die Inhalte vermittelt haben – ein ganz außergewöhnliches Gefühl. Zu Beginn gab es zwei Lehrkräfte und eine Schulleiterin. Wir saßen viele Stunden über der Unterrichtsplanung und unser Lampenfieber war enorm. Das war ja alles Neuland, wir mussten selbst noch dazulernen und Erfahrungen sammeln. 

Natürlich kam es auch zu Anfangsfehlern, zum Beispiel sind wir bei manchen Themen viel zu schnell vorgegangen. Doch zum Glück hatten wir einen „Starterbonus“, die Schüler:innen haben uns viel verziehen. Unser Erfahrungsschatz ist mit der Zeit schnell gewachsen, Schon im zweiten Kurs war es viel klarer, was wir wie unterrichten können. Das haben wir nicht zuletzt auch dem hilfreichen Feedback der ersten Kursteilnehmer:innen zu verdanken.

Wenn Sie den Unterricht von damals mit heute vergleichen: Was hat sich in den letzten 25 Jahren verändert?

Heute entscheiden sich die Schüler:innen für unsere Schule, weil sie wissen, dass sie sich auf eine hohe Ausbildungsqualität und unsere große Erfahrung verlassen können. Die Lehrkräfte sind heute alle selbst Podolog:innen. Sie wissen, worauf es bei der Vermittlung der fachspezifischen Themen ankommt und was notwendig ist, um später im Praxisalltag bestehen zu können. Wir kennen die Erwartungen, die unsere Schüler:innen an die praktische und theoretische Wissensvermittlung haben. Und wir können auf bewährte Strukturen und Pläne zurückgreifen.

Hat sich das Vorwissen der Schüler:innen verändert?

Die Schüler:innen sind heute anspruchsvoller, was die Unterrichtsgestaltung betrifft. Sie fordern sehr gut aufbereitete Materialien und mehr Anleitung im praktischen Unterricht. In Zeiten, in denen wir digital und Cloud-basiert arbeiten, wächst der Wunsch nach mehr Online-Unterricht, sodass ein Lernen – zumindest zeitweise – von zu Hause aus möglich wird.

Was macht aus Ihrer Sicht die Podologie zu einem erfüllenden und spannenden Beruf?

Ich schätze vor allem den intensiven Kontakt zum Menschen. Man kann sehr schnell Behandlungserfolge erzielen und dadurch dauerhaft unglaublich dankbare Patient:innen gewinnen. Das lässt sich nicht mit Geld aufwiegen und stärkt einen enorm. Das Arbeitsumfeld ist sehr angenehm. Als Angestellte:r in einer Praxis kann man in der Regel selbstbestimmt und eigenverantwortlich arbeiten. Wenn man sich selbständig machen möchte, ist der Aufwand überschaubar – auch finanziell. Dazu gibt es sehr gute Verdienstmöglichkeiten und eine große Nachfrage, die in Zukunft noch zunehmen wird. 

Ich finde auch, dass die Weiterbildungsmöglichkeiten und -themen interessant sind. Sich medizinisch immer auf dem Laufenden zu halten, ist äußerst spannend. Für mich persönlich kann ich sagen: In fachlicher und menschlicher Hinsicht durfte ich in den letzten 30 Jahren jede Menge dazulernen. Es gab so viele interessante Herausforderungen, die ich enorm schätze und keinesfalls missen möchte. Bei mir hat die Lehrtätigkeit und später dann die Übernahme der Schulleitung meinen Berufsweg perfekt abgerundet. 

Was ich in diesem Beruf für unverzichtbar halte: Man muss bereit sein, immer ein bisschen über den Tellerrand hinauszuschauen.


Mehr zur Geschichte der RUCK Akademie Schule für Podologie lesen Sie hier:

Ein Vierteljahrhundert geballte Kompetenz


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