Quo vadis Podologie? Zukunftsvision für das Jahr 2030

Auf der großen Branchenmesse im Frühjahr, der BEAUTY Düsseldorf 2023, fand am Messesamstag eine zukunftsweisende Podiumsdiskussion statt. Im Mittelpunkt standen die Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten für das Berufsbild Podologie. Organisatorin und Branchenexpertin Mechthild Geismann holte dafür Vertreter:innen von Verbänden, Podologieschulen und aus der Industrie auf die BEAUTY full FEET Stage in Halle 9. Gemeinsam diskutierte man über aktuelle Herausforderungen, notwendige Veränderungen und Zukunftsperspektiven für das Berufsbild.

Mit dabei war auch Simeon Ruck, Geschäftsführer der HELLMUT RUCK GmbH. Schon sein Großvater, Hellmut Ruck senior, engagierte sich für eine geregelte Ausbildung in der medizinischen Fußpflege und eine Aufwertung des Berufsbildes. Die Leidenschaft für die Fußgesundheit und die Podologie liegt also quasi in der Familie. Die weiteren Podiumsteilnehmenden waren Dr. Annette Krützfeldt (Verband leitender Lehrkräfte an Podologieschulen VLLP), Günter Westkamp (Podologe und Lehrer an der Völker-Schule Osnabrück), Klaus Rössler (Deutscher Verband für Podologie ZFD) und Andreas Greppmayr (B.Sc. Podiatry, Greppmayr GmbH).

Die Podologie steht vor großen Herausforderungen: In Zeiten von drängenden gesellschafts- und gesundheitspolitischen Themen wie Digitalisierung, demographischem Wandel und Fachkräftemangel ist es umso wichtiger Kräfte zu bündeln und gemeinsam das Berufsbild voranzubringen. Die wichtigsten Themen wurden im Rahmen der Diskussionsrunde angesprochen:

Mehr Einheitlichkeit in der Ausbildung

Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass ein bundeseinheitlicher Rahmen für die inhaltliche und qualitative Gestaltung der Ausbildung dringend notwendig ist. Es gibt Unterschiede nicht nur auf Länderebene, sondern auch zwischen den Schulen, die im gleichen Bundesland liegen. Denn jede hat ihr eigenes Curriculum und eigene Prüfungsinhalte ausgearbeitet – in Abstimmung mit dem zuständigen Regierungspräsidium. Eine wichtige Rolle spielt auch die Form der Vermittlung im Unterricht: Bleibt es bei einer Aufteilung auf Fächer oder solllte man grundsätzlich auf Lernfelder und damit fächerübergreifende Themen mit Praxisbezug setzen?

Die Unterschiede auf Länderebene führen vor allem bei der Schulgeldfreiheit zu großen Ungerechtigkeiten. In Baden-Württemberg steht diese noch aus, was für die Schule für Podologie Neuenbürg einen Nachteil gegenüber den Schulen in benachbarten Bundesländern bedeutet. „Wir sind im Kontakt mit den zuständigen Stellen und geben weiterhin unser Bestes, um eine zeitnahe Umsetzung der Schulgeldfreiheit in Baden-Württemberg zu erreichen,“ verspricht Simeon Ruck, „Ich wünsche mir auf politischer Ebene mehr Einheitlichkeit, vor Dingen aber mehr Geschwindigkeit!“

Eine stärkere politische Wahrnehmung des Berufes konnte in den letzten Jahren bereits erreicht werden, wie sich zum Beispiel bei der Einstufung der Podologie als „systemrelevant“ während der Corona-Pandemie zeigte. Auch die Erweiterung des Heilmittelkataloges um podologische Leistungen – zuletzt die Nagelkorrektur mit Spangentechnik - ist ein positives Signal.

Drei Jahre Ausbildung oder Studium?

Die dreijährige Podologie-Ausbildung – auf dieses Ziel haben sich die verschiedenen Interessensvertreter und Verbände zuletzt geeinigt. Dafür wollen alle gemeinsam kämpfen. Denn durch die längere Ausbildungszeit können das podologisch-medizinische Wissen ausgebaut und Kompetenzen gezielt erweitert werden. In diesem Fall sollen auch die Befugnisse, die momentan durch eine sektorale Heilpraktikererlaubnis erworben werden, inkludiert sein, um den Podolog:innen mehr selbstbestimmtes Handeln und eigene Diagnosen – unabhängig von der Ärzteschaft – zu ermöglichen.

Auch die Akademisierung spielt für eine Weiterentwicklung des Berufsbildes eine wichtige Rolle. Mehr Forschung, wissenschaftliches Arbeiten und evidenzbasierte Therapien sind erstrebenswert. Denkbar wäre eine Teilakademisierung, wobei der Anteil bei fünf bis 20 Prozent aller Podolog:innen liegen könnte. Die Podiumsteilnehmenden waren sich einig, dass durch eine Akademisierung die Arbeit am Fuß – der handwerkliche Charakter der Podologie – nicht verloren gehen darf. Denn genau diese Grundversorgung macht die Podologie in Deutschland so besonders und zeugt von ihrer hohen Professionalität.

Nachwuchs verzweifelt gesucht

Ohne junge Menschen, die an der Fußversorgung Interesse haben, lässt sich kein Zukunftsmodell bauen. Wie kann man Begeisterung für diesen so erfüllenden und sinnhaften Beruf wecken? Sind Füße „sexy“? Mit einem klaren Ja wurde diese Frage von Simeon Ruck beantwortet. Als einer der Haupt-Initiatoren hat er den FUSS AWARD, der 2024 im Rahmen der BEAUTY Düsseldorf zum ersten Mal verliehen wird, ins Leben gerufen. „Mit dem Award setzen wir ein Zeichen für den Nachwuchs, er macht das Berufsbild in seiner Vielfalt nach außen sichtbar und würdigt besondere Leistungen in unterschiedlichen Kategorien,“ erläuterte Simeon Ruck.

Digitales Lernen und Life-Work-Balance spielen für junge Menschen und deren Entschluss zu einer Ausbildung eine große Rolle. Die Podologie ist ein junger Beruf und bietet gerade dadurch eine Vielzahl von Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, die in die richtige Richtung gelenkt werden müssen.

Klarer Aufwärtstrend

Trotz unterschiedlicher Positionen waren sich am Ende alle einig, dass es zwar noch viel zu tun gibt, aber die Podologie sich auf einem guten Weg befindet.

„Wichtig ist, dass wir in der Branche zusammenhalten und an einem Strang ziehen – gemeinsam können wir viel bewegen!“ Simeon Ruck.

Die Aufzeichnung der kompletten Podiumsdiskussion kann hier abgerufen werden. Jetzt ansehen

Was würde Simeon Ruck sich wünschen, wenn er ins Jahr 2030 blicken könnte?

  • Das Berufsbild der Podologie wird digitaler – das fängt schon bei der Ausbildung an!
  • Eine dreijährige Podologieausbildung mit vertieften Inhalten und erweiterten Kompetenzen befähigt Podolog:innen dazu, auch eigenständig Diagnosen zu stellen.
  • Es besteht eine bundeseinheitliche Ausbildungsbasis mit einheitlichem Curriculum.
  • Durch wissenschaftliches Arbeiten werden interdisziplinäre Vernetzung und Zusammenarbeit gefördert.

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