And the winner is… die Klasse 22-10 der Podologieschule am BFW Mainz
Im März 2024 wurde auf der Kosmetikfachmesse BEAUTY Düsseldorf der FUSS AWARD zum ersten Mal verliehen. Der Preis soll dem Berufsstand der Podologie und Fußpflege zu mehr Aufmerksamkeit in der Gesellschaft verhelfen und besonders herausragende Leistungen auszeichnen.
In der Kategorie „Nachwuchstalent“ wurde im Rahmen des Sonderpreises der Jury eine ganze Schulklasse zum Sieger gekürt: Die Podologieklasse 22-10 am BFW Mainz unter Leitung von Marion Volkemer.
Gemeinsam mit ihrer Lehrkraft erabeiteten acht Schüler:innen ein innovatives Bewegungskonzept für das ergonomische Arbeiten. Diese dynamische Fußmassage integriert Entspannungsübungen für den Therapeuten in die abschließende Fußmassage.
Wir freuen uns, dass wir Marion Volkemer für ein Interview gewinnen konnten:
Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des FUSS AWARD 2024. Was bedeutet der Preis für Sie und Ihre Schüler:innen?
Wir haben uns unfassbar darüber gefreut, dass wir diesen Preis gewonnen haben. Damit hatten wir im Vorfeld nicht gerechnet. Und für meine Schüler ist das natürlich ein ganz besonderer Moment, den sie für immer mit ihrer Ausbildungszeit verbinden werden.
Ihre Schule ist integriert im Berufsförderungswerk Mainz. Dort lernen Menschen mit und ohne Handicap gemeinsam. Wie sieht das in der Praxis aus?
Am Berufsförderungswerk Mainz geht es vor allem um die Integration von Menschen mit Augenproblemen, also Sehbehinderung oder Blindheit. Das funktioniert in der Regel sehr gut. In der Podologie werden allerdings keine sehbehinderten Menschen ausgebildet, nur im Bereich Physiotherapie und Massage. Über die Integration von Menschen mit Handicap sind meine Schüler natürlich aufgeklärt. Oft sind diese Personen auch als Patienten bei uns. Das ist eine gute Übung – auch für später.
Gemeinsam mit Schüler:innen der Klasse 22-10 haben Sie ein Konzept zur „Dynamischen Fußmassage“ entwickelt. Was war der auslösende Impuls dafür?
Im Erstberuf bin ich Physiotherapeutin und lege großen Wert darauf, dass meine Schüler ein Bewusstsein für Ergonomie und Haltung entwickeln. Deshalb war mein erster Ansatz, dass nach jeder Behandlung Übungen zur Entspannung durchgeführt werden, vor allem für den Schulter- und Nackenbereich. In der Praxis wurde das aber von den Schülern nicht konsequent umgesetzt. So kam ich auf die Idee, diese Übungen in die Behandlung zu integrieren und in einer abschließenden Fußmassage einzubauen. Das habe ich mit den Schülern ausprobiert und es hat sehr gut funktioniert. Gemeinsam haben wir dieses Konzept dann weiterentwickelt.
Neu und mit für den Erfolg beim FUSS AWARD verantwortlich ist die Kombination von Fußmassage am Patienten und Bewegungsübungen des Therapeuten. Wie leicht ist die Umsetzung in der Praxis?
In den podologischen Behandlungsablauf lässt sich unser Konzept ganz einfach und problemlos integrieren. Viele haben die Sorge, dass es komisch aussieht, wenn der Therapeut vor dem Patienten so „herumhampelt“. Wenn man die Übungen jedoch bewusst dynamisch und mit natürlichen Bewegungen gestaltet, dann fällt das überhaupt nicht auf. Ich habe das selbst mit meinen Patienten getestet und kaum einer hat etwas bemerkt. Und wenn doch, dann habe ich erklärt, dass es darum geht, meine eigene Gesundheit zu unterstützen. Das wurde immer sehr positiv aufgenommen.
Welche Körperzonen des Therapeuten können mit Hilfe der „Dynamischen Fußmassage“ entspannt werden?
Die Übungen wirken sich vor allem auf den Schulter- und Nackenbereich (Trapezmuskel) sehr positiv aus, einige Bewegungen auch auf die Lendenwirbelsäule. Ich bin gerade dabei auch für die Hände – unser wichtigstes Werkzeug in der Podologie - Lockerungsübungen zu entwickeln. Das ist gar nicht so einfach, denn unsere Hände werden ständig gebraucht. Umso wichtiger ist es, auch hier für Entspannungsmomente zu sorgen.
Wie lange sollte eine solche Fußmassage insgesamt dauern?
Wir planen für die abschließende Fußmassage etwa drei bis vier Minuten ein. Das reicht aus, um den eigenen Körper durchzubewegen und zu entspannen und gleichzeitig den Patienten mit einer Fußmassage zu verwöhnen.
Sollten sich die Podologieschulen aus Ihrer Sicht mehr um die Entwicklung neuer Methoden und Techniken bemühen?
Das ist eine schwierige Frage. Bei mir ist die Idee zu einer dynamischen Fußmassage ganz spontan entstanden. Ich weiß nicht, ob eine Verpflichtung etwas bewirken kann. Vielleicht könnte ein intensiver Austausch der Schulen untereinander weiterhelfen. Nicht an allen Bildungsstätten wird gleichermaßen Wert auf Kreativität gelegt.
Halten Sie die Weiterentwicklung der Podologie zu einem akademischen Beruf für sinnvoll?
Grundsätzlich finde ich schon, dass der Weg in diese Richtung gehen sollte. Aktuell halte ich es jedoch noch für zu früh. Das Berufsbild der Podologie ist mit rund 22 Jahren relativ jung, der Bekanntheitsgrad in der Gesellschaft nicht sehr ausgeprägt. Momentan ist die Podologie ein eher handwerklich geprägter Beruf, allerdings mit medizinischer Ausrichtung. In 10 Jahren könnte ich mir die Weiterentwicklung zur Akademisierung vorstellen.
Welche Empfehlung haben Sie für Menschen, die Interesse an der podologischen Ausbildung haben?
Vor Beginn der Ausbildung würde ich ein Praktikum empfehlen, um zu sehen, wie man mit den Füßen klarkommt. Danach sollte man sich über Schulen, deren Abläufe und Ausbildungsmodelle informieren. Wer die Ausbildung erfolgreich abschließt, hat die Chance in einem hochinteressanten Beruf mit sehr guten Zukunftsaussichten zu arbeiten.
Mehr Informationen zur Podologieausbildung am BFW Mainz finden Sie hier.